“Als ich zur Universitätsschule Dresden gekommen bin, stand die Schule schon kurz vor der Eröffnung und es war für mich total interessant, die Menschen kennenzulernen, die quasi eine Woche später alle Schüler in Empfang nehmen. In dieser ersten Vorbereitungswoche und den folgenden Schultagen lag auch ein bisschen Abenteuerlust in der Luft, etwas Neues zu gestalten und zu kreieren. Alle haben gespürt: “Wir machen hier und jetzt etwas, was es so noch nicht gegeben hat. Und wir wissen eigentlich alle auch nicht genau, was uns da erwartet und worauf wir uns einlassen. Aber wir haben das Gefühl, dass es lohnt und dass es wertvoll ist und dass es vor allen Dingen auch Not tut, dass es das gibt.”
So erinnert sich Schulleiterin Maxi Heß an ihren ganz persönlichen Start als Leiterin der Universitätsgrundschule. Gemeinsam mit Patrizia Schwarz, damals verantwortlich für die Universitätsoberschule, und beraten durch die wissenschaftliche Leiterin Anke Langner, gestaltete das Leitungsteam das Lernen von Anfang an fächerverbindend und jahrgangs- aber auch niveaustufenübergreifend. So war die Schule auf den lang ersehnten Schritt der Umwandlung in eine der ersten Gemeinschaftsschulen in Sachsen im Schuljahr 2022/23 gut vorbereitet.
Eines der eindrücklichsten Erlebnisse in diesen ersten Tagen war für die junge Schulgemeinschaft die Schulaufnahmefeier in einem großen Hörsaal an der TU Dresden. “Wir haben damals die Erstklässler mit einem Schuleinführungsprogramm aufgenommen, ohne dass wir dafür viele Kinder hatten, mit denen wir hätten vorher üben können. Wir haben also einfach mit 3 Kindern, von denen wir wussten, sie kommen zu uns, etwas ganz Kleines gestaltet und haben dann eine riesige Schuleinführung gemacht für 3 Klassenstufen.” erzählt Maxi Heß. “Diese Anfangsmomente eines Schuljahrs bleiben zauberhaft und es ist jedes Jahr ein ganz besonderer Moment. Aber damals war es dieses Gefühl, dass wir jetzt wirklich loslegen. Alle 13 Kolleginnen und Kollegen haben gemeinsam diese Kinder in die Unischule aufgenommen und das war tatsächlich ein ganz besonderer Moment.”
Der Schulalltag unterscheidet sich stark von dem an einer Regelschule, aber wann denkt die Schulleiterin “Das gibt es so nur an der Unischule!”? Einen einzelnen Moment könne sie nicht nennen, denn wenn sie durch die Räume gehe, sei dies jeder Moment, in dem sie sehe, “mit welcher Hingabe und Begeisterung die Lernbegleitenden hier Lernorte für Kinder kreieren. Und wenn ich den Lernbegleiter gar nicht erkenne im Raum, weil der zwischen den Kindern hockt oder zwischen den Jugendlichen und mit denen auf Augenhöhe diskutiert oder ausdiskutiert, was dort gerade wichtig oder was relevant ist, und so nah ist bei den Schülerinnen und Schülern.”
Diese Bedürfnisorientiertheit und Schülerzugewandtheit der Pädagoginnen und Pädagogen kennzeichnen für sie die fünf Jahre im Team der Universitätsschule Dresden, das inzwischen auf 70 Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher angewachsen ist. Es wird weiter wachsen, bis die Gymnasialstufe aufgebaut ist. “Wir sind uns persönlich sehr nach, natürlich auch mit den Schülerinnen und Schülern. Sie kommen mich gern besuchen. Wir haben an der Universitätsschule Dresden ein ungezwungenes Miteinander, wir lachen viel, sind herzlich miteinander im Kollegium und menschlich. Das berührt mich jedes Mal und ich weiß auch, dass es für mich mein Ort ist, an dem ich glücklich sein kann, denn ich leite eine Schule, die auch von Personen getragen wird, die ganz viel Idealismus in sich haben, viel pädagogisches Know-How und die auch für diese Schule brennen.”
Der Schulalltag ist aber auch geprägt von viel Bewegung. “Da kann es passieren, dass ich durch die Räume gehe oder in verschiedene Konferenzen gehe und feststelle, was schon wieder anders ist und wie schnell auch wir Dinge sich weiterentwickeln.” Für Maxi Heß trägt diese Dynamik die Schule “und auch mich persönlich, weil es meinem Forscherdrang und meinem Entwicklungsdrang sehr entgegenkommt. Und das ist auch etwas, was Kollegen und Kolleginnen manchmal fordert, aber eben auch ganz oft unterstützt in dem Prozess.”
Zwei Geburtstagswünsche formuliert die Leiterin der Gemeinschaftsschule zum kleinen Jubiläum: “Zuallererst ein Zuhause. Ich wünsche mir ein Lernhaus, das dem, was wir tun, gerecht wird, dass der zukunftsfähigen Bildung gerecht wird und dem Anspruch, den wir haben und auch dem, was wir leisten. Ich wünsche mir, dass wir in einem Lernhaus gemeinsam lernen und uns entwickeln können.” Doch ebenso wichtig ist der Blick auf das, was die Schule in den vergangenen Jahren geschafft hat: “unserer Vision dieses Schulversuchs treu zu bleiben. Bei aller Fachlichkeit und Prüfungsrelevanz, die jetzt mit den Prüfungsjahrgängen auf uns zukommt, wünsche ich uns, dass es uns gelingt, immer noch in der Logik des Schulversuchs bleiben. Das heißt, dass wir uns immer wieder kritisch reflektieren, ob das, was wir tun, unseren Leitsätzen entspricht und auch der Idee und Ursprungsvision des Schulversuchs.” Auch dieser nächste Meilenstein werde die Schulgemeinschaft sehr fordern, sei aber gleichzeitig eine tolle Herausforderung. Denn jetzt könne sich in den oberen Jahrgängen zeigen, wie es gelingen könne, die Idee des Schulversuchs transferfähig umzusetzen auch bis in die Abiturstufe.